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“JOMO ist das neue FOMO”, so betitelt die ZEIT am 22. APRIL 2024 einen neuen Trend aus den Niederlanden: Fomo ist die fear of missing out, also die Angst, etwas zu verpassen. Fomo kann man auf alle Arten entwickeln: die Angst, was ganz Besonderes zu verpassen macht die freien Tage zu durchgetakteten Events, man kann meetings verpassen, besondere Menschen, Lesungen oder auch das Leben. Fomo kann man auf alle Arten entwickeln und manchmal sogar krank daran werden. Weil man durch das Leben rennt und nicht einmal anhält.

Und Jomo ist joy of missing out, also die Freude daran, etwas zu verpassen. Auf holländisch heißt das niksen, also Nichtstun. Es ist das Gegenteil.

Im Grunde ist die Idee ganz einfach. Und schon sehr alt. Es geht darum, nicht jede freie Minute mit irgendetwas sinnvollen füllen zu müssen und dem Gefühl zu widerstehen, es gäbe buchstäblich IMMER etwas zu tun. Mir fällt das manchmal gar nicht so einfach. In meinem Kopf führe ich imaginär immer eine To-do-Liste mit Dingen, die ich erledigen muss, wenn ich mal Zeit habe. Zuallererst kommt mir dabei vielfältige Schreibtischarbeit der übelsten Sorte in den Kopf. Korrespondenzen mit Krankenkassen, Versicherungen und sowas in der Art. Es gibt aber auch To-do Listen mit Dingen, die ich erledigen will, das ist dann im Garten neue Stauden pflanzen, einen langen Spaziergang machen, endlich mal die Garage aufräumen (ok. Letzteres gehört eher zur ersten Liste).

Es gibt das schöne (und alte!) Wort Muße. Mit dem schönen breiten „U“ in der Mitte hört man schon, dass da nichts schnell gehen soll. „Muße braucht ungejagte Zeit“, so formuliert es der Theologe Fulbert Steffensky. Zeit, in der man sich nicht jagen lässt und in der man nichts anderem hinterherjagen muss. Schön! Und wohltuend!

Es ist vielleicht kein Zufall, dass ich diesen Newsletter an dem katholischen Feiertag, Fronleichnam, schreibe. Ich habe nichts zu tun! Heute sind „die anderen“ dran, es regnet, die Kinder vergnügen sich selbst, ich genieße meinen Müßiggang….Und obwohl ich das Wort Muße schöner finde als Jomo: Eins ist richtig: Um beides genießen zu können, braucht es ein bisschen Anstrengung, um die ungejagte Zeit dem Zugriff von gaaaaanz wichtigen Dingen zu entziehen.

Ich gehe jetzt raus. Mit Hund. Die Sonne scheint (gerade mal). 

 

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