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“Ich werde in eine Zukunft entlassen, auf die ich mich nicht verlassen kann”, so drückt es eine junge Studentin aus.

Gestern ist eine Reform des Klimaschutzgesetzes verabschiedet worden. Die Einhaltung der Klimaziele wird nicht mehr nach einzelnen Sektoren überprüft, sondern soll zukünftig sektorenübergreifend funktionieren. Die Sofortprogramme, die bei Nichteinhaltung der Sektorenziele erforderlich gewesen wären, sind somit vom Tisch. Auch das von Verkehrsminister Wissing angedrohte Fahrverbot.

Gut für diejenigen, deren massive Freiheitseinschränkung allein durch Tempolimits spürbar wird, schlecht für diejenigen, die ahnen, dass ihre Zukunft noch ungeahntere Einschränkungen bereit halten wird, von denen wir heute noch nicht genau wissen, wie sie aussehen werden.

Der Satz der Studentin und die darin ausgedrückte Hoffnungslosigkeit, haben mich an einen Artikel von der Literaturwissenschaftlerin Eva Horn (https://www.deutschlandfunk.de/sagen-sie-doch-mal-was-positives-100.html)erinnert.
Sie setzt sich mit Fragen der Zukunftsgestaltung und den dazu verwendeten Narrativen auseinander. Sie sagt: “Zukünftigkeit ist der Bruch mit der Gegenwart”. Insbesondere die Utopien stehen in der Gefahr, die Zukunft als verlängerte und gewünschte Gegenwart zu imaginieren.
Sie votiert dagegen für die Kraft der Schwarzmalerei, weil diese die Dunkelheit der Zukunft anerkenne. Die Schwarzmalerei habe zudem ein scharfes Bewusstsein für die Dringlichkeit der Anliegen, insbesondere was die Veränderungen des Klimas betrifft. Sie kann sich auf das Schlimmste einstellen und ist gerade deshalb hellwach.

In dem Satz der Studentin spüre ich diese Dringlichkeit des Anliegens, ihre hellwacheAnalyse, die sich selbst nichts vormacht. Ob die vorgenommenen Aufweichungen die Klimaschutzpolitik flexibler und nachhaltiger machen, ist zu bezweifeln. Ich befürchte, hier wird die Zukunft als Verlängerung der Gegenwart gedacht in der Annahme, wir hätten noch sehr viel Zeit, um das zu tun, was wir immer gemacht haben; um unsere Konsum-und Lebensgewohnheiten in die Zukunft hinein zu verlängern.
Ich befürchte, es wird anders kommen. Es sind heute schon viele Menschen auf der Welt, die dies am eigenen Leib spüren.

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