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Heute wird in vielen Gemeinden Himmelfahrt gefeiert. Ein Fest, das draußen gefeiert wird, mit einem Altar, der auf einer Wiese oder einem Acker steht, es wird gesungen, gegessen und getrunken. Manch einer feiert Vatertag und zieht mit Kumpels los. Ich habe das Wort Himmelfahrt mal gegoogelt. Es ist wahrscheinlich nicht schwer, zu erraten, was dann kommt: Wettervorhersagen und Stauprognosen. Himmelfahrt ist ein christliches Fest, das nicht einfach zu erklären ist. Was feiern wir da eigentlich? Ich persönlich finde es gar nicht so einfach, es zu erklären….

Es ist der Evangelist Lukas, der uns von dem erzählt, was später unser Fest geworden ist. Gleich am Anfang der Apostelgeschichte erzählt er, dass Jesus nach Ostern bei seinen Jüngern gewesen ist und ihnen vom Reich Gottes erzählt hat. Er zeigt sich durch viele Beweise als der Lebendige. So wie Lukas da erzählt, hat man den Eindruck, das hätte ewig so weitergehen können. Jesus ist noch da. Er lässt sich sehen. Er predigt dasselbe wie vor seiner Kreuzigung.

Doch dann passiert etwas Neues. Er sagt zu den Jüngern: Verlasst Jerusalem nicht. Wartet ab. Gott wird euch eine Verheißung geben (Apg 1,4). Die Jünger reagieren ein bisschen so, wie man es erwarten kann. Sie fragen: Was wird dann passieren? Wie geht es weiter?

Jesus begnügt sich mit einer kurzen Antwort: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen. Und dann erzählt Lukas, wie Jesus in einer Wolke in den Himmel aufgehoben wird. Die Jünger schauen ihm nach. Was steht ihr da und seht zum Himmel? (Apg 1,11) Es sind zwei Männer in weißen Gewändern, die die Jünger quasi aus ihrem Stillstand, ihrem Staunen vielleicht, ihrer Ratlosigkeit reißen. Erst dann setzten sich die Jünger in Bewegung, gehen nach Jerusalem, wo sie dann wenige Tage später das sogenannte Pfingstwunder erleben.

Himmelfahrt spannt also einen Bogen von Ostern und Pfingsten. Es ist eine Zwischenzeit. Ein nicht mehr und ein noch nicht. 40 Tage nach Ostern. 40 Tage Einführung der Jünger in ihren Auftrag. Die Zahl 40 ist in der Bibel symbolische Zeit für die Vorbereitung in den Dienst genommen werden durch Gott. Es ist eine Zwischenzeit. Der vertraute Umgang mit Jesus ist weg, es ist aber auch noch nicht klar, wie es weitergeht- das wird ja erst an Pfingsten deutlich, mit der Ausgießung des Heiligen Geistes. Sie wird an Himmelfahrt erst angekündigt, geschehen wird sie aber erst später. Jesus wird in einer Wolke aufgenommen. In einen Raum zwischen Himmel und Erde. So, wie die Wolke in der Bibel als ein Symbol dafür verwendet wird, die Gegenwart Gottes und gleichzeitig seine Unverfügbarkeit darzustellen. Ganz prominent in der Exodusgeschichte.

Himmelfahrt ist also eine Zwischenzeit. Es bezeichnet keinen Ort. Und so, wie Lukas die Jünger charakterisiert, wird klar: Solche Zwischenzeiten sind schwer auszuhalten. Eine Zeit dazwischen, ein Abwarten der Beauftragung. Die Jünger fragen: Ja, und, wie geht es weiter? Sie merken, da passiert was, aber sie starren in die Luft und rühren sich nicht.

Ich meine, Himmelfahrt passt eigentlich gut in unsere mentale Verfassung der Kirche. Weil wir doch auch in einer Zwischenzeit stehen, in der gerade nicht so klar ist, wo es eigentlich mal hingehen wird. Für wen und wozu sind wir berufen? An was halten wir fest, wenn Selbstverständlichkeiten wegfallen? Wo starren wir in den Himmel und halten Ausschau nach einem Zeichen? Diese etwas merkwürdige Himmelfahrtsgeschichte finde ich auf einmal ziemlich aktuell. Sie erzählt mit dieser Himmelfahrt eine Geschichte des Dazwischen. Der Unsicherheit und auch der Unklarheit.

Das Erstaunlichste an der Geschichte ist vielleicht, wie die Jünger sich verhalten. Sie vertrauen nämlich dieser etwas- man kann es ruhig so sagen- wolkigen Ankündigung Jesu. Geht nach Jerusalem! Sie gehen ihrem Tagesgeschäft nach. Sie wählen den zwölften Apostel nach. Das klingt fast ein bisschen so, als würden sie erstmal eine Kirchenvorstandssitzung abhalten. Sie gehen voller Vertrauen in diese unklare Zeit, weil sie darauf vertrauen, dass Jesus ihnen ihre Berufung zugänglich macht. Es muss gelernt werden, was der Traum von der Königsherrschaft Jesu unter veränderten Bedingungen bedeutet. Der Theologe Friedrich Wilhelm Marquardt hat es so formuliert: „Himmelfahrt erfahren wir als Krise unseres Verlassenseins. In seiner Entzogenheit bereitet Jesus sich und uns selbst aber auf ein Neues vor“ Und das ist es vielleicht, was wir als Kirche diesem wolkigen Himmelfahrtsfest abgewinnen können: Das es diese Zwischenzeiten im Glauben gibt, in denen wir in neuer Weise an unsere Berufung geführt werden, dass es Zwischenzeiten gibt, die ausgehalten werden müssen, ohne zu wissen, wohin der nächste Schritt führt,  dass es Situationen gibt, in denen es Gottvertrauen braucht, um aus der Starre gelöst zu werden.  

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