Das Wort Ermutigung ist zu schwach, das Wort Ermächtigung kann im Deutschen aus historischen Gründen nicht mehr uneingeschränkt verwendet werden. Social Empowerment bezeichnet zudem ein ganzes Set an Methoden, Vorgehensweisen und strategischen Zielen, die Menschen in die Lage versetzen sollen, für sich selbst und ihre Familie die Verantwortung übernehmen zu können. Dazu braucht es Bildung, Ausbildung, finanzielle Möglichkeiten, Selbstvertrauen und die stetige Begleitung dieses Prozesses.
In den Micro Credit Arbeit, die von der Diözese Amritsar getragen wird, geschieht all dies und noch viel mehr. Es braucht ein Anfangsinvestment, um einen Grundstock an Werkzeugen kaufen zu können, damit an einer vielbefahrenen Straße eine Werkstatt eröffnet werden kann. Der junge Mann, der dies gewagt hat, kann nun sein eigenes Geld verdienen und wenn er möchte, diese Betätigung auch ausbauen.
TELEP, das tea estate labours powerment project, setzt in der Diözese Kerala ähnlich an. Dort wo die Teeplantanten der großen Hersteller wie Tyford stehen, arbeiten Frauen in einer der 26 verschiedenen Gruppen, die sich rund um TELEP gebildet haben. Zehn Familien sind in der Gruppe organisiert, die Tapioka anbaut, eine Stärke, die aus der getrockneten Maniokwurzel hergestellt wird und in Backwaren verwendet wird. Für 20.000 Rupien hat diese Gruppe in 500 Tapiokapflanzen investieren können. Dies ist die Grundlage ihrer Arbeit und auch ihres Einkommens. Wenn es gut geht, ernten sie 170 kg jedes Jahr und können ein Kilo für 100 Rupien verkaufen.
Wer hier arbeitet, kann sich nicht von dieser Arbeit alleine ernähren. Immer ist es notwendig, dass die anderen Familienmitglieder mitarbeiten, ob auf einer der kommerziellen Teeplantagen oder in einer der Projekte. Doch die Projekte sind mehr wert, als nur das Geld, das die Menschen damit verdienen. Die Selbsthilfegruppen, die sich rund um die einzelnen Projekte bilden, dienen der Bearbeitung von Problemen, dem Finden von Lösungen und der Aufklärung über eigene Rechte: „Awarnessbuilding“ ist ein zentraler Geschichtspunkt aller ökonomischen Arbeit. In Kombination mit Bildung und Entwicklung ermöglicht dieser Ansatz, dass Menschen für sich selbst und ihre Familie sorgen können. Dies gilt insbesondere für Frauen, denen in der indischen Gesellschaft noch immer ausschließlich der Platz in der Familie zugewiesen wird. Damit werden sie nicht selten unsichtbar und bleiben ökonomisch abhängig. Wenn dann familiäre Probleme, Krankheiten oder Gewalt, hinzukommen, haben sie alleine kaum eine Chance, einen Weg aus ihrer Situation hinaus zu finden. Wer allerdings erfahren hat, dass Gemeinschaft stark macht und gemeinsam vertretene Rechte und Anliegen eher gehört werden, kann die Erfahrung machen, dass sich Lebensbedingungen ändern.