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Was ich am Schreiben mag sind die Wörter. Klingt vielleicht komisch, aber es ist so. Je nachdem, wie die Wörter klingen und angeordnet sind, ob sie in die Tiefe führen oder in die Weite- je nach dem also, wie sie sich miteinander anfühlen und anhören, empfinde ich Nähe und Verbundenheit. Das Gefühl „Ja, so ähnlich ging es mir auch mal….“ oder ich aufmerke „oh, ein anderer Mensch denkt und bewertet anders?“. Ich fühle mich von Wörtern erkannt und gesehen. Ich muss die Autorin oder den Autor hinter dem Text nicht zu kennen. Durch Lesen und Schreiben passiert etwas in mir, ich fühle mich lebendig. Manchmal traurig lebendig, manchmal aufgeweckt lebendig. Das mag ich. Mehr noch. Es verbindet mich mit mir und anderen.

Ich glaube, ich fühle mich bei Wörtern zu Hause. Sie schaffen sowohl Nähe als auch einen Abstand. Ich kann sie durch die Tür einlassen, und diese dann schließen um meinen Raum zu schützen. Eigentlich hegen die Worte meinen Raum erst ein. So wie ein Garten erst durch den Zaun zu einem bestimmten Garten wird, wie die Grenze erst den Unterschied schafft zwischen hier und dort, zwischen zu Hause und draußen.

Das Aufschreiben der Wörter trägt Sorge dafür, dass ich erst meine Worte finde, bevor ich mich jemandem ins Gespräch gehe. Sie passen sich meinem Rhythmus an, sie schmiegen sich an die Langsamkeit an, mit der ich manchmal denke und über Sachen spreche, die mir wichtig sind. Aufgeschriebene Wörter sind zutiefst demokratische Wesen, denn ich brauche keine Angst zu haben, dass ein andere mir ins Wort fällt, wenn meine Worte noch unfertig sind. Ich brauche auch keine Angst zu haben, dass ein vorschnelles Sprechen meine Worte zunichte macht. Das mag ich am Schreiben.

Dass ich mich traue, im März mit einem Blog an den Start zu gehen, hat mich viele gute Worte gekostet, vor allem zu mir selbst -und mein Dank gilt dem Laboratorium https://www.28-tage-content.de-! Dass ich mich jetzt erst traue, hat sicher auch was mit meiner Erziehung zu tun, sich selbst wichtig nehmen, kam darin nicht so übermäßig vor. Aber eigentlich denke, ich manchmal, müssten wir Menschen viel mehr aus der Deckung kommen. Und davon erzählen, wovon wir träumen, was uns tröstet, in welcher Kurve der Kloß im Hals gerade hängt und welches zarte Reh in uns gerade ein wenig gelockt werden will mit gutem Futter und frischem Wasser. Oder, um es anders zu sagen: Wie werden wir sichtbar? Füreinander? Wie verbinden wir uns so, dass wir uns gegenseitig sehen?

Öffentlich zu schreiben hat für mich etwas mit sichtbar werden zu tun. Ich brauche einen Ruck und Mut. Denn: Es ist ein Bekenntnis zum eigenen Schaffensprozess, der fließt und stockt, mich manchmal zu Tränen rührt und dann und wann auch nervt, weil er zu zäh und langsam ist.

Diesen Text habe ich am 3. Februar 2024 geschrieben. Eine Freundin hatte mich gefragt, was mir am Schreiben wichtig ist, welches Ziel ich verfolge. Und warum vielleicht ein Blog daraus werden könnte oder sogar sollte? Das Geschriebene da oben  war und ist meine Antwort.

Sie sagte: „Klingt gut. Aktiv, bewusst und in Unklarheit starten. Was soll schon passieren?“

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