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„Was könnte leichter sein, als Artikel zu schreiben und mit dem Geld Perserkatzen zu kaufen?“ fragt Virginia Woolf in ihrem Essay Berufe für Frauen. Wie macht man aus aufgeschriebenen Worten Geld? Sogar so viel Geld, dass es nicht nur für das Lebensnotwendigste reichte, sondern auch für, sagen wir mal, Luxus. Perserkatzen machen nicht satt, zum Wohlfühlen können sie beitragen.

Es ist nicht leicht, einen Artikel zu schreiben, einen Blog oder was auch immer. Auch wenn zwischen dem Essay von 1931 und heute fast hundert Jahre liegen: Das, was Virginia Woolf beschreibt, kenne ich auch. Es gibt ein Phantom, das sich immer wieder an den Schreibtisch schummelt. Für sie ist dies der „Engel im Haus“.

Der Engel im Haus ist ein berühmtes Gedicht ihrer Zeit. In diesem Engel verdichtet sich die opferbereite Hausfrau, der an nichts mehr liegt, als das  Wohlergehen von Mann und Kindern. Selbstlos übernimmt sie alle anfallenden Arbeiten in Haus und der Trick ist, dass niemand es wahrnimmt! Die Küche ist aufgeräumt, das Essen gekocht, den Geschichten aller Hausbewohner wird in Ergebenheit gelauscht- Ja, Engel haben Geduld, schweben über geputzten Treppen, leihen Ohren und Hände, schließen Fenster und ahnen alle Unannehmlichkeiten im Voraus und sind deshalb in der Lage, diese vorauseilend aus dem Weg zu schaffen.

Meine emanzipatorische Überheblichkeit schmilzt dahin, wenn ich mich manchmal frage, was habe ich denn so den ganzen Tag gemacht? Die Spülmaschine ausgeräumt, das Essen gekocht, der Hund musste raus, eingekauft und dann auch gearbeitet und wiederum anderer Leute Probleme versucht zu lösen, manchmal ist der Erfolg recht bescheiden.

Der Engel im Haus: Das sind die Gedanken und inneren Zensuren, die sich einschleichen, die immer wieder behaupten, anderes sei wichtig, oder wichtiger als das Schreiben oder anderen Leidenschaften nachgehen. Der Engel im Haus stellt sich geduldig hinten in der Schlange an und verspricht, dass sobald er zu seinem Recht gekommen ist, das andere auch Platz habe: Das Schreiben, das in Ruhe am Schreibtisch setzen, die Routine und Struktur.

Virginia Woolf hat den Frauen mit solchen Untermietern ein radikales Vorgehen empfohlen: „Killing the Angel in the house“. 

Ja, das hat sie geschrieben. Denn ich vermute, sie wußte, ahnte und hat es selbst erfahren: Dass Frauen ihre kreative Produktivität anerkennen und ihr Platz machen ist ein hartes Geschäft. „Es ist schwieriger, ein Phantom totzukriegen als eine Realität“ beobachtet sie weise.

Beim Schreiben wird mir klar: Ich habe mich für https://www.28-tage-content.de#28TageContent entschieden, weil ich dieses Phantom für 28 Tage in Urlaub schicken möchte. Ich möchte meiner Lust am produktiv sein Raum geben, schreibend. Von dem Geld, das ich damit (noch) nicht verdiene würde ich mir allerdings keine Perserkatze kaufen. Lieber eine Zaubernuss, die duftet und die über mir wächst und vor der ich einen Tisch und einen Stuhl stellen würde, um…. Zu schreiben!

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