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Seit dem Sommer ist unser Haus vorrübergehend ziemlich leer. Geblieben sind zwei Erwachsene, ein Hund und viel weniger Wäsche.
Der Kühlschrank ist leer, die Spülmaschine läuft seltener, ich falle weder über Schuhe, noch räume ich liegengebliebenes Geschirr weg. Öffne ich die Haustür, kommt bestenfalls der Hund um die Ecke geflitzt, manchmal aber schaut sie auch nur müde hoch, „ach, nur du“ sehe ich die Sprachblase über ihrem Hundekopf, etwas enttäuscht, weil ich weder die Lautstärke, noch die Power und Jubelschreie einer Horde Teenager mitbringe. Für den Hund tut mir meine Langweiligkeit manchmal leid. 
Meine neue Lebensphase nennt man „Empty Nest Syndrom“. Es ist nicht ansteckend und es kann geschehen, dass man sehr schmerzlos durch diese Phase gelangt. Es kommt darauf an. Manchmal kann man sehr gut leben mit so einem leeren Nest. Man hat weniger Arbeit, siehe oben. Manchmal kann man sich aber auch damit schwer tun, auch wenn es sich um einen einen absehbaren Zustand handelt (zumindest in meinem Fall). 
Wenn man sich mit einem vorrübergehenden „Empty-Nest-Syndrom“ schwer tut, fühlt es sich an wie eine angekündigte Krankheit. Wenn man sich eher freut, dann schmeckt es nach bizzeligem Brausepulver mit Gruß aus einer anderen Zeit. Auf einmal liegen keine Schuhe mehr herum, sondern nur übrig gebliebene Zeit, die rumliegt und aufgehoben werden will. Und die man nach all den Jahren kaum mehr wieder erkennt, so grau ist sie geworden. 
Dass es so eine Phase gibt, kannte ich vorher nur vom Hörensagen. Ich konnte sie mir nicht vorstellen. Jetzt im Advent merke ich aber, wo die Tücken liegen. Ich fürchte, ich stecke mitten drin. Ein bisschen halbherzig habe ich einen Adventskranz gekauft. Geschmückt habe ich ihn spärlich, auch die Sterne hängen noch nicht am Fenster.
Ich merke, ich bin ungeübt darin, etwas nur für mich zu tun, was mir Freude bereitet. 
 
Und jetzt- beim Schreiben – merke ich: Ich komme mir selbst wieder auf die Spur. Freude bereiten? Stimmt, das ginge ja grundsätzlich auch im leeren Nest…?! Wie könnte das aussehen? Sich anfühlen? Was braucht es dazu und was nicht? Die Lebensphase verwandelt sich unter dem Schreiben auf einmal in eine Möglichkeit zur Gestaltung. Okay. Die Herausforderung nehme ich an. 

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